Der Baubeginn der Peter-Paul-Festung im Delta der Newa gilt als Gründungstag von Sankt Petersburg. Ab Mai 1703 entstand auf der Haseninsel eine Verteidigungsanlage, die Russlands neue Eroberungen gegen die Schweden schützen sollte. An den Plänen für die Festung hatte Zar Peter der Große höchstpersönlich mitgearbeitet. Im historischen Herz der Fünf-Millionen-Stadt entstand wenige Jahre nach den Verteidigungsbauwerken die berühmte Peter-und-Pauls-Kathedrale. Außerdem beherbergte die Insel ein Gefängnis, in dem viele illustre Gegner des Zarenregimes einsaßen, darunter die Teilnehmer des Dekabristen-Aufstands, Fjodor Dostojewski und der Vordenker des Anarchismus, Michail Bakunin.
Tatsächlich mussten die Festungsmauern in der Stadtgeschichte niemals militärischen Angriffen standhalten. Geschossen wird auf der Insel aber bis heute regelmäßig. Aus einer sowjetischen 152-mm-Haubitze wird jeden Tag um Punkt 12 Uhr ein Schuss abgefeuert. Der Mittagsschuss geht auf eine Tradition aus dem 19. Jahrhundert zurück, als nach der Festungs-Kanone die Uhren in Sankt Petersburg gestellt wurden.
Die Arbeiten an der Peter-Pauls-Kathedrale begannen 1712, die Fertigstellung 1733 erlebte Peter der Große nicht mehr. Die Barock-Kirche unterscheidet sich grundsätzlich von
der zuvor in Russland üblichen byzantinisch inspirierten orthodoxen Kirchenbaukunst, ihre Bauherren orientierten sich an westeuropäischen Vorbildern. Charakteristische Besonderheit der Kathedrale
ist der schlanke, insgesamt 122 Meter hohe Turm mit dem goldenen Engel an der Spitze. Noch bis vor einigen Jahren war die Kathedrale das höchste Bauwerk in ganz Petersburg. Erst
2013 wurde der Höhenrekord durch den "Leader Tower", einen Wolkenkratzer am südlichen Stadtrand, gebrochen. Bis heute ist sie dank ihres Glockenturms die höchste orthodoxe Kirche der Welt.
Ab Mitte des 18. Jahrhunderts bis zur Fertigstellung der riesigen Isaaks-Kathedrale am anderen Ufer der Newa diente sie für mehr als 100 Jahre auch als Petersburger Bischofskirche. Mit dem Tod
Peters wurde die Kathedrale zugleich anstelle des Moskauer Kremls zur Begräbnisstätte der russischen Herrscher. Mit zwei Ausnahmen fanden hier alle Nachfolger Peters aus der
Romanow-Dynastie ihre letzte Ruhe. Auch die sterblichen Überreste der Familie des letzten, nach der Oktoberrevolution in Jekaterinburg ermordeten Zaren Nikolaus II. wurden 1998 hierher überführt. 2006 gab es die bislang letzte Begräbnis-Zeremonie. Dabei wurden die Gebeine der Kaiserin
Maria Fjodorowna in die Kathedrale umgebettet. Die Mutter von Nikolaus II. war nach der Oktoberrevolution im Exil in ihrem Heimatland Dänemark gestorben.
Nur einige Schritte von der Kathedrale entfernt befindet sich die vermutlich am heftigsten umstrittene Skulptur der gesamten Stadt. Das Denkmal für Peter den Großen des Bildhauers Michail Schemjakin hat über Jahre für Streit gesorgt. Der Künstler hatte sich für sein 1991 an der Hauptallee der Peter-Paul-Festung aufgestelltes Werk zwar an einer Original-Gesichtsmaske des Zaren orientiert, den Herrscher aber mit recht eigenartigen Proportionen in Bronze gegossen. Mit Schrumpfkopf und langen dürren Fingern wirkt der Stadtgründer reichlich gespenstisch. Bei den Petersburgern kam der alles andere als heroische Zar zunächst gar nicht gut an. Nach der Eröffnung, heißt es, wurde die Figur eine Zeit lang von der Miliz unter Polizeischutz gestellt worden, weil die Stadtoberen Übergriffe fürchteten.