"All dieser Sowjetkram, der uns umgibt, ist zu 75 Prozent keine Kunst."
Ilja Kormilzew (1959-2007), russischer Dichter und Übersetzer
In Russland gab es keinen so radikalen Bruch mit der kommunistischen Geschichte und ihren Symbolen wie in anderen Ländern Osteuropas. Allerdings wurden vor allem in Moskau und dort vor allem im Umbruchjahr 1991 einige besonders herausragende Monumente aus dem Stadtbild entsorgt. Die sowjetischen Führer und Helden der sozialistischen Geschichtsschreibung landeten damals in einer Art Lager an der Neuen Tretjakow-Galerie. Im Laufe der Jahre wurde aus daraus der Skulpturen-Park "Museon", in dem heute sozialistische Denkmäler und die Werke moderner Avantgarde-Künstler friedlich nebeneinander stehen. Die kuriose - auf inzwischen über 1.000 Exponate angewachsene Sammlung unter freiem Himmel sollte sich niemand entgehen lassen, der sich für die jüngere Geschichte Russlands und den Umgang der Russen mit ihrer sowjetischen Vergangenheit interessiert.
Falls jemand sich für unsere Meinung interessiert: Beim Museon-Park handelt es sich um eine der genialsten Ideen aus der Ära des umtriebigen Moskauer Bürgermeisters Juri
Luschkow. Dem ehemaligen Stadtchef verdanken die Moskauer leider auch jede Menge fragwürdige Projekte, und das wahrscheinlich schlimmste - die monströse Statue für Peter den
Großen - steht ganz in der Nähe in der Moskwa. Sollte sie einmal abgerissen werden, wäre sie liegend die Krönung der Kollektion...
Seit der Gründung des Skulpturenparks wurde das Gelände in der Nähe der Moskwa mehrfach umgestaltet. Heute ist der Museon-Park offiziell Teil des Gorki-Parks, dessen eigentliches Territorium
weiter südlich am rechten Moskwa-Ufer auf der anderen Seite der Schnellstraße Krymski Wal beginnt.
Auf dem "Friedhof der Sowjetführer" stehen heute auch Arbeiten berühmter sowjetischer Staatskünstler wie Vera Muchina oder Jewgeni Wutschetitsch. Einige der Denkmäler haben auch einen Platz in
den Geschichtsbüchern: Am bekanntesten dürfte das Monument für den Gründer der sowjetischen Geheimpolizei, Felix Dserschinski, sein, das einst auf dem Moskauer Lubjanka-Platz vor der
KGB-Zentrale stand. Die Bilder aus dem August 1991, als aufgebrachte Demonstranten nach dem versuchten Putsch gegen Michail Gorbatschow den Abriss des Denkmals durchsetzten, gingen
um die Welt.
Bemerkenswert ist auch das riesige Sowjetwappen mit dem Spruch "Die UdSSR ist der Hort des Friedens", das einst an der Straße vom Flughafen Wnukowo die Moskauer Stadtgrenze
markierte. Einige Monumente haben den Abbau oder Abriss nicht unbeschadet überstanden. So fehlt der 1939 für die Weltausstellung in New York angefertigten Stalin-Statue die
Nase. Hinter dem Denkmal für den sowjetischen Diktator befindet sich eine Skulptur, die dessen namenlose Opfer darstellen soll.
Der Museon-Park ("Park isskustw "Muzeon") liegt ein wenig am Rand des Moskauer Zentrums direkt an der Neuen Tretjakow-Galerie - direkt gegenüber vom Haupteingang zum berühmten Gorki-Park. Die beiden Metro-Stationen Park Kultury und Oktjabrskaja sind etwa gleich weit von der Skulpturensammlung entfernt. Der Eintritt ist frei.