"Ein betrunkener Mensch, besonders ein Ausländer, besonders ein Russe, besonders wenn es Nacht ist, macht sich immer etwas Sorgen darüber, ob er den Weg zurück ins Hotel findet. Und
diese Sorgen lassen ihn Schritt für Schritt nüchtern werden."
Joseph Brodsky, russisch-amerikanischer Schriftsteller (1940-1996)
Das Angebot an empfehlenswerten Hotels, Pensionen und Apartments in Russland ist in den vergangenen Jahren nicht einfach nur größer geworden - es ist förmlich explodiert. Nie
war es einfacher, im Land gut und günstig zu übernachten.
Ein echter Vorzug von Reisen nach Russland ist, dass das Angebot die Nachfrage fast immer und überall übersteigt und es daher praktische keine Probleme gibt, auch kurzfristig noch ein Zimmer zu
finden. Vielleicht mit einigen Ausnahmen: An der Schwarzmeerküste wird es in den Monaten der russischen Sommerferien definitiv sehr, sehr voll. Ähnliches gilt für St. Petersburg während der Weißen Nächte. Problematisch wird es rund um die Neujahrstage außerdem in der Umgebung von Moskau, weil viele Hauptstädter dann zum Beispiel für einige Tage in die Städte des Goldenen Rings strömen.
Kleiner Rückblick ins Jahr 1996: Damals war ich mit meiner Freundin für ein Wochenende nach Nischni Nowgorod gefahren, eine Stadt mit immerhin weit über einer Million Einwohner. Wir
verbrachten fast einen halben Tag mit der Suche nach einem Hotel, in dem die Rezeption einem unverheirateten Pärchen, von denen auch noch einer ein Ausländer war, ein Doppelzimmer vermieten
wollte. Schließlich landeten wir in einem ziemlich ranzigen, ziemlichen grauen Betonklotz ohne jeglichen Charme. Aber wir waren überglücklich. Würden wir heute die gleiche Tour
wiederholen, würde uns ein Buchungsportal wie booking.com für das kommende Wochenende 265 Varianten anbieten, die sich innerhalb von einer Minute über das Internet buchen lassen.
Der Mangel an Hotels war übrigens auch nur eines von vielen Übeln russisch-sowjetischer Herbergsbetriebe. Mindestens so ärgerlich
war die Diskriminierung von Ausländern, die für ein und die selbe Dienstleistung ein Vielfaches des Einheimischen-Preises zu zahlen hatten.
Weil sich die Situation so schnell ändert, helfen bei der Suche nach Hotel oder Ferienwohnung die handelsüblichen Reiseführer oft nur als erste Orientierung, vor allem, wenn sie schon ein paar Jahre alt sind. Viele erwähnen nämlich nur die großen, seit Jahrzehnten bekannten Hotels, in denen schon zu Sowjetzeiten die organisierten "Intourist"-Gruppen abstiegen. Manche dieser Häuser haben eine vorbildliche Wandlung hinter sich. Aber eben nicht alle. Es gibt zumindest interessante Alternativen, findet der Rhein-Wolga-Kanal.
Nach eigener Erfahrung haben kleine, oft familiengeführte Hotels in Russland überwiegend ein excellentes Preis-Leistungsverhältnis. Manchmal handelt es sich um einen sanierten, umgebauten
Altbau oder um ein einzelnes Stockwerk innerhalb eines großen Gebäudes. Problematisch ist, dass nicht alle derartigen Unternehmen sind von außen klar als Hotel erkennbar
sind.
Viele Betreiber geben sich erkennbare Mühe und freuen sich über ausländische Gäste. Ein Vorteil solcher Häuser ist, dass sich über die Mitarbeiter meist auch Transfer-Fahrten oder
Ausflüge schnell und unbürokratisch organisieren lassen.
Ein Doppelzimmer gibt es außerhalb von Moskau und St. Petersburg oft schon für weniger als 30 Euro pro Nacht. Manchmal inklusive Frühstück.
In russischen Großstädten werden unzählige Wohnungen für einzelne Nächte vermietet. Das Spektrum reicht von der einfachen Plattenbau-Wohnung bis zum Luxus-Apartment im
Neubau-Wolkenkratzer.
Preislich liegen gute Ferienwohnungen in etwa auf dem Niveau der Mini-Hotels. Eine Übernachtung kostet meist zwischen 25 und 50 Euro pro Nacht, in Moskau und St. Petersburg liegen die Raten in
Zentrumsnähe deutlich höher.
Vor der Buchung sollte man sich über die Lage der Unterkunft im Klaren sein. Viele russische Städte sind riesig groß. Und russische Hochhaus-Trabantensiedlungen sind meistens nicht sonderlich
hübsch.
Viele alte Sowjethotels wurden in den vergangenen zwei Jahrzehnten von internationalen Ketten aufgekauft, umgebaut und auf westlichen Standard getrimmt.
Marriott, Sheraton und Co sind längst auch in die russischen Regionen expandiert. So gibt es Häuser der Hilton-Kette mittlerweile auch in solchen Städten wie Woronesch, Krasnojarsk
oder Ufa.
Von solchen Hotels kann ein Reisender meist das erwarten, was er auch in anderen Ländern geboten bekäme - und die entsprechenden Preise. Seit dem Absturz des Rubelkurses 2014 sind
solche Unterkünfte aber deutlich erschwinglicher geworden.
Nun gibt es immer noch einige Orte, in denen das alte Plattenbau-Hochhaus Marke "Back in the USSR" die einzige Variante zu sein scheint. In diesen Häusern sind in ganz exotischen Fällen
sogar noch Plätze für die "Etagenfrauen" vorhanden, die zu Sowjetzeiten in jeder Herberge nach dem Rechten sahen und die Hotelgäste im Auge behielten. Das Preis-Leistungsverhältnis stimmt oft gar
nicht.
Glücklicherweise sind Städte ohne vernünftige Hotel-Infrastruktur meistens von geringem Interesse für ausländische Besucher - es sei denn, man ist als Bergbauingenieur oder Anlagenbauer auf
Dienstreise. Oder aber auf dem Weg in abgelegene Nationalparks oder Gebirge wird ein Zwischenstopp nötig. In solchen Fällen sollte man die Möglichkeit genießen, eine Zeitreise ins Jahr 1980
zu unternehmen.
Und dann gibt es in Russland noch eine wachsende Zahl eher unkonventioneller Unterkünfte. Wer mag, kann beispielsweise im Wolgadelta auf einem schwimmenden Hotel einchecken. Wer das Ambiente
liebt, kann in die Gästezimmer orthodoxer Klöster ziehen.
Mehr Reiseinfos über ungewöhnliche Unterkünfte in Russland gibt es auf einer eigenen Unterseite.
Am Baikalsee nimmt ein Konflikt zwischen Behörden und Tourismuswirtschaft an Fahrt auf. Zentrum der Auseinandersetzung ist die auch bei Sibirienreisenden aus dem Westen populäre Insel Olchon am Westufer des Sees. Die Verwaltungsregion Irkutsk hat rund 50 Besitzer von Ferienanlagen und Hotels wegen Verstößen gegen die Umweltgesetze verklagt, fordert Schadenersatz und den Abriss von Gebäuden. Einem Bericht des Tourismus-Fachportals "Tourdom.ru" zufolge (Russisch) hat die Staatsanwaltschaft außerdem in 16 Fällen Strafanzeige gegen Eigentümer touristischer Objekte erstattet. Die Vorwürfe betreffen insbesondere Probleme bei der Abwasserentsorgung.
So seien viele Hotels und Hostels auf der Insel nicht mit geschlossenen Sickergruben ausgestattet. In einem anderen Fall verbot die Staatsanwaltschaft einem Ferienlager, sein Trinkwasser aus einem Quellfluss abzuzweigen.
Fans, die im kommenden Juni zur Fußball-Weltmeisterschaft nach Russland reisen wollen, könnten bei der Suche nach einer Unterkunft im Land eine böse Überraschung erleben. In den
zurückliegenden Tagen häuften sich bereits die Berichte über exorbitante Hotel-Preise in einigen Austragungsorten der WM. Ein halbes Jahr vor der Eröffnung der WM gebe es in einigen Städten an den Spieltagen überhaupt keine freien Hotelzimmer mehr. Besonders angespannt sei die Situation in Kaliningrad und in Saransk, heißt es in einer Meldung der Nachrichtenagentur Interfax (Bericht auf Russisch). In großen Städten wie Moskau oder St. Petersburg herrsche jedoch noch kein Mangel an freien Zimmern - auch sei dort ein erkennbarer Preisanstieg bislang ausgeblieben.
Das könnte sich bald ebenfalls ändern. Tourismus-Fachleute gehen davon aus, dass sich die Hotelpreise für die Zeit der Weltmeisterschaft verdoppeln.
Seit diesem Wochenende gibt es im Zentrum von Moskau, nur wenige Schritte vom Roten Platz entfernt, eine neue Attraktion für Moskowiter und Touristen. Auf 10 Hektar Fläche haben Landschaftsarchitekten den neuen Stadtpark "Sarjadje" eingerichtet. Auf dem Parkgelände kann die für Russlands Landschaften typische Vegetation bestaunt werden. Es gibt ein Birkenwäldchen und einen kleinen Auenwald, eine Mini-Steppe und sogar einen Bereich mit Tundra-Gewächsen. Ein großes Konzerthaus, ein überdachtes Amphitheater und Gastronomie vervollständigen das Angebot. Wie üblich bei öffentlichen Bauvorhaben in der russischen Hauptstadt wurde nicht gekleckert: Im Zuge der Arbeiten explodierten die Kosten auf insgesamt über 200 Millionen Euro.
Der zum Stadtgeburtstag eröffnete Sarjadje-Park befindet sich im historischen Herzen der russischen Metropole. Das einstige gleichnamige Stadtviertel war den Stadtplanern der Stalin-Zeit zum Opfer gefallen und dürfte vielen UdSSR- und Russland-Reisenden noch in Erinnerung sein, die hier einst im vor rund zehn Jahren abgerissenen Hotel "Rossija" übernachteten.
Alle rund 65.000 russischen Hotels sollen künftig nach dem Vorbild der meisten europäischen Staaten nach festen Regeln Sterne verliehen bekommen. Die Eingruppierung in eine bestimmte Sterneklasse soll dabei landesweit verpflichtend werden. Die russische Staatsduma stimmte Medienberichten vom Freitag zufolge in erster Lesung für ein entsprechendes Gesetzvorhaben. Die Moskauer Regierungszeitung "Rossijskaja Gaseta" zitierte den stellvertretenden Vize-Kulturminister Alexander Schurawski mit den Worten, Hotelbesitzer, die ihren Herbergen wie eigenmächtig Sterne an die Fassade malten, schadeten dem Image des Landes.
In Russland gab es bis Mitte der 1990er Jahre überhaupt kein mit Westeuropa vergleichbares Sternesystem. Mittlerweile ist eine Klassifizierung nach landeseinheitlichen Standards auf freiwilliger Basis möglich, die meisten Unternehmen verleihen sich ihre Sterne bislang aber selbst.
Die Ukraine liegt im Klinsch mit dem internationalen Hotel-Buchungsportal Booking.com. Wie verschiedene russische und ukrainische Medien berichten, leitete die Staatsanwaltschaft auf die
Strafanzeige eines Kiewer Parlamentsabgeordneten hin ein Ermittlungsverfahren gegen den Internet-Giganten mit Sitz in Amsterdam ein, weil über dessen Seiten auch Hotelzimmer und
Ferienwohnungen auf der Krim zu buchen sind.
Insgesamt wurden über die Webseite bislang mehr als 4.000 Unterkünfte auf der Halbinsel angeboten - trotz der von der Europäischen Union 2014 verhängten weitreichenden Sanktionen.
Der Kiewer Parlamentarier Georgi Logwinski empörte sich darüber, dass bei Booking.com sogar Übernachtungen im Sanatorium der ukrainischen Präsidenten-Verwaltung gehandelt würden und drohte dem Dienst auf dem Gebiet der Ukraine mit der kompletten Abschaltung, wenn die Firmenpolitik nicht geändert werde.