"Die Angst ist ansteckender als die Pest."
Nikolai Gogol, russischer Schriftsteller (1809-1852), in "Die toten Seelen"
Achtung! Diese Seite spiegelt die Situation während der Corona-Krise wider. Dieser Text ist nicht mehr aktuell .
(Aktualisiert im November 2021). Alle Wege führen ins "Dritte Rom"? Gewiss nicht während der Coronavirus-Krise. Die Pandemie hat Auslandsreisen enorm verkompliziert - das gilt gerade bei Zielen außerhalb der EU. Russland, das seine Grenzen im Frühjahr 2020 fast komplett für Ausländer geschlossen hatte, erlaubt inzwischen wieder die Einreise aus Staaten einer Positivliste. Aktuell (Ende 2021) dürfen Deutsche, Österreicher und Schweizer wieder unabhängig vom Reisezweck mit gültigem Visum kommen. Auch private Besuche oder touristische Aufenthalte sind grundsätzlich erlaubt - während die EU umgekehrt russische Bürger nur in Ausnahmefällen einreisen lässt und mit schikanösen Quarantäneregeln belegt, weil viele Mitgliedsländer der Union eine Impfung mit Sputnik V nicht anerkennen wollen. Allerdings sind die Möglichkeiten zur Anreise nach Russland sehr begrenzt. Und auch das russische Pendant der 2G-Regeln hat es in sich, weil Ausländer durch das Raster fallen. Hier ein kleiner Überblick, was in der Pandemie-Zeit geht.
Wichtigste Änderung im Vergleich zur Vor-Corona-Zeit ist, das alle Landgrenzen für Ausländer noch immer grundsätzlich gesperrt sind. Nur Personen mit russischem Pass können
aktuell unter bestimmten Umständen auf dem Landweg nach Russland gelangen, allerdings müssen sie die Transitregeln der Durchreisestaaten beachten: So sind Reisen durch Polen und
Weißrussland (Vorlage eines aktuellen negativen PCR-Tests für alle ist in Weißrussland verpflichtend, die länger als 24 Stunden im Land bleiben) ausschließlich für russische Staatsbürger
mit Aufenthaltserlaubnis in EU-Europa erlaubt. Zu den Transitmöglichkeiten für Besitzer russischer Pässe durch das Baltikum gibt es ständig widersprüchliche Informationen und
Berichte. Ein Transit durch Finnland ist derzeit auch definitiv eine schlechte Idee.
Ausnahmen gibt es noch für Diplomaten im eigenen Fahrzeug und wenige andere, sehr spezielle Sonderfälle. Der internationale Bahnverkehr nach Mittel- und Westeuropa bleibt
unterbrochen. Auch Motorrad- oder Wohnmobilfahrer müssen leider noch auf bessere Zeiten warten, für sie führt noch kein Weg nach Russland.
Für Reisen aus Mittel- und Westeuropa nach Russland sind nach den aktuell geltenden aktuellen Anti-Corona-Bestimmungen ausschließlich Direktflüge aus den mittlerweile rund 80 Staaten
einer Corona-Positivliste der russischen Regierung erlaubt (Hier die Liste auf Russisch). Nach welchen Kriterien diese Liste
zusammengestellt ist, lässt sich für Außenstehende nicht erkennen. Das tatsächliche Infektionsgeschehen vor Ort spielt aber nicht die ausschlaggebende Rolle. Bislang fehlt beispielsweise Polen.
Inzwischen gilt, dass Reisende mit Wohnsitz in einem auf der Liste angegeben Land aus jedem anderen gelisteten Staat abfliegen dürfen. Deutsche können somit beispielsweise auch
einen Flug ab Zürich buchen, Schweizer in Frankfurt starten (Quelle:
Deutsch-russische Auslandshandelskammer).
Im Netz oftmals angebotene günstige Flugverbindungen mit Umsteigen an anderen Orten (beispielsweise in Warschau) sind aber weiterhin offiziell nur für russische Staatsbürger nutzbar. Inwieweit
bei der Einreise tatsächlich kontrolliert wird, aus welchem Land ein Ausländer gerade eingeflogen kam, entzieht sich leider unserer Kenntnis.
Das stark zusammengeschrumpfte Angebot an internationalen Flugverbindungen schränkt die Wahl der besten Reiseverbindung noch weiter ein. Aktuell haben Reisende aus dem deutschsprachigen
Raum somit noch folgende Möglichkeiten:
Aeroflot
Russlands größte Airline ist - wie auch in Zeiten vor Corona - noch immer eine gute Wahl bei der Suche nach Flügen. Es gibt im Sommer 2021 folgende Verbindungen:
Moskau - Frankfurt a. M. - Moskau: 1 bis 2 Flüge täglich
Moskau - Berlin (BER) - Moskau: täglich
Moskau - München - Moskau: täglich
Moskau - Hamburg - Moskau: 4 Flüge pro Woche
Moskau - Stuttgart - Moskau: 2 Flüge pro Woche
Moskau - Düsseldorf - Moskau: 6 Flüge pro Woche
Moskau - Hannover - Moskau: 2 Flüge pro Woche
außerdem:
Moskau - Wien - Moskau: täglich
Moskau - Genf - Moskau: täglich
Moskau - Zürich - Moskau: 4 Flüge in der Woche
Allerdings schreibt Aeroflot selbst sehr gut versteckt auf seiner Corona-Info-Seite (auf Englisch), dass - warum auch immer - nur ein kleiner Teil dieser Flüge auch von allen Reisenden aus Deutschland genutzt werden darf. Nämlich nur diejenigen auf den Routen nach Berlin und Frankfurt, die offiziell als reguläre Linienflüge firmieren. Bei den anderen, die als Charterflüge für Passagiere und Fracht angemeldet sind, gibt es diesen Informationen zufolge noch Einschränkungen auf bestimmte Kategorien von Fluggästen.
Lufthansa
Auch die Lufthansa verbindet wieder die Bundesrepublik und Russland. Der aktuelle Flugplan umfasst folgende Linienflüge:
Frankfurt a. M. - Moskau - Frankfurt a.M.: mindestens einmal täglich, sonntags gibt es sogar drei Flüge
Frankfurt a. M. - St. Petersburg - Frankfurt a. M.: täglich
Pobeda
Die Aeroflot-Billig-Tochter Pobeda hat ebenfalls den Verkehr mit Deutschland wieder aufgenommen. Das Angebot an Flügen steht aber noch in keinem Verhältnis zu Vor-Corona-Zeiten. Es gibt
jeweils eine wöchentliche Verbindung zwischen Moskau und Köln/Bonn (samstags) und Berlin BER (sonntags). Ab Ende Dezember 2021 sind wöchentlich (donnerstags) Direktflüge zwischen Moskau und dem
Flughafen Karlsruhe/Baden-Baden zu haben.
Rossiya
Eine weitere Aeroflot-Tochter, Rossiya, hat Direktverbindungen aus Hamburg, Berlin, München und Düsseldorf sowie aus Wien nach St. Petersburg im
Programm. Es gelten - wenn man der offiziellen Aeroflot-Webseite glauben darf - aber auch hier zusätzliche Einschränkungen, wer mitfliegen darf.
S7
Die private russische Airline "S7" bietet wöchentliche Flüge zwischen Moskau und mehreren deutschen Flughäfen:
Montags gibt es Verbindungen nach Hannover und München,
donnerstags nach Köln/Bonn und Berlin
sowie freitags nach Düsseldorf.
Außerdem gibt es wöchentliche Direktflüge zwischen Nowosibirsk und Düsseldorf (sonntags) sowie Frankfurt a. M. (samstags).
Eurowings
Und dann gibt es mitten in der Corona-Krise eine Airline, die ganz neu in den Markt der deutsch-russischen Flugverbindungen eingestiegen ist. Die Lufthansa-Tochter Eurowings
bietet seit Ende Juli zwei Ziele jenseits der beiden größten Metropolen an:
Düsseldorf - Krasnodar - Düsseldorf: 2 Flüge pro Woche montags und freitags
Düsseldorf - Jekaterinburg - Düsseldorf: wöchentlich an Samstagen
Nordwind
Relativ neu ist auch das Angebot der russischen Charterfluggesellschaft "Nordwind", die drei wöchentliche Flüge zwischen Moskau und Berlin im Programm hat (donnerstags, samstags, sonntags).
Außerdem geht es zweimal wöchentlich sonntags und mittwochs von Berlin nach Kaliningrad und
zurück.
Austrian Airlines
Zwischen Österreichs Haupstadt Wien und Moskau verkehren wieder täglich ein oder zwei Direktflüge mit Austrian Airlines.
Swiss
Aus der Schweiz gibt es momentan neben den täglichen Moskau-Flügen von und nach Genf auch eine tägliche Verbindung mit Swiss nach Moskau.
Zu beachten ist die Pflicht für ausnahmslos alle Ausländer, bei der Einreise bzw. beim Boarding einen negativen PCR-Test vorzulegen, der höchstens 72 Stunden alt sein darf.
Russische Staatsbürger müssen sich erst nach der Einreise vor Ort in Russland testen lassen, es sei denn, die Fluggesellschaft verlangt etwas anderes, und sich bis zum Eintreffen des
Testergebnisses kurzzeitig in Quarantäne begeben. Für Ausländer gibt es bei der Ankunft in Russland keine landesweite Quarantäne-Pflicht mehr.
Einige Regionen hatten darüber hinaus bereits im Sommer 2021 Quarantäne-Regelungen für alle Ankömmlinge aus dem Ausland eingeführt, darunter die Republik Karelien an
der Grenze zu Finnland. Besonders strikt waren die Regeln in der - zum Glück für Touristen nur mäßig interessanten - Region Iwanowo östlich von Moskau, die über Monate hinweg sogar alle
Autos mit Moskauer Kennzeichen an der Gebietsgrenze stoppen ließ und alle Insassen in Quarantäne schickte. Eine Übersicht (auf Russisch) hat die russische
Tourismusagentur.
Als die Corona-Fallzahlen im Herbst 2021 in Russland erneut dramatisch anstiegen, wurden in den meisten Regionen wieder strikte Maßnahmen zur Einschränkung des öffentlichen Lebens
ergriffen. Der Zutritt zu Restaurants, Hotels, Museen und anderen Einrichtungen ist vielerorts nur noch für Geimpfte und Genesene oder unter Vorlage eines höchstens 72 Stunden
alten PCR-Tests gestattet. Wer in eine dieser drei Kategorien fällt, erhält einen QR-Code auf sein Smartphone, mit dem man sich wie in Deutschland überall ausweisen kann. Noch
weitergehende Einschränkungen, etwa eine QR-Code-Pflicht bei Inlandsreisen oder sogar im öffentlichen Nahverkehr, werden ebenfalls diskutiert, sogar ein entsprechendes landesweites Gesetz ist
schon in Vorbereitung (Quelle: RBK,
Russisch). Bislang gibt es keine Anzeichen für unmittelbar bevorstehende Lockerungen.
Das russische System hat einen entscheidenden Schönheitsfehler: Ausländische Touristen können den QR-Code ohne örtliche Krankenversicherung und Steuernummer gar nicht erhalten. Zudem
werden die in Westeuropa verbreiteten Impfstoffe wie die von Biontech/Pfizer oder Johnson & Johnson in Russland nicht anerkannt. Der unklare Status ausländischer Reisender macht
Russland-Besuche aktuell extrem schwierig. Selbst für in Moskau akkreditierte Diplomaten ist ein Kneipen-Besuch derzeit ziemlich schwierig zu organisieren. Herkömmliche
Urlaubsreisen sind unter diesen Umständen ehrlicherweise kaum durchführbar. Immerhin haben die Behörden erklärt, sie hätten das Problem erkannt und arbeiteten an einer Lösung.