Nach fast zehnjähriger Unterbrechung können Ausländer wieder auf direktem Wege mit Auto, Bus oder Eisenbahn zwischen Russland und Weißrussland (Belarus) reisen. In der ersten Januarhälfte trat ein Abkommen zwischen beiden Ländern in Kraft, das den Grenzübertritt für Drittstaatler regelt (Bericht z.B. RBK, Russisch). Das Visum eines der beiden Länder berechtigt zudem während der Gültigkeitsdauer auch zu Besuchen im jeweils anderen Staat. Die Neuerungen beenden ein langjähriges absurdes Ärgernis - allerdings sind sie mittlerweile nur noch von begrenztem Nutzen. Denn in der Zwischenzeit haben die osteuropäischen EU-Staaten mit ihren Schikanen und Verboten Transitfahrten auf der Route maximal unbequem gemacht.
Außerdem gibt es nach wie vor Einschränkungen. So ist die russisch-weißrussische Grenze vorerst wohl nur mit regulärem russischem Visum zu überqueren, nicht mit den verhältnismäßig einfach erhältlichen E-Visa - denn bei denen ist die Nutzung bestimmter, namentlich aufeglisteter Grenzübergänge
vorgeschrieben. Ebenfalls verboten bleibt es, die aktuell für Westeuropäer erlaubten visafreien Kurzbesuche in Weißrussland zur Weiterreise ohne Visum nach Russland zu
nutzen.
Trotzdem könnten sich nun einige Reisevorhaben etwas leichter realisieren lassen - insbesondere für Autofahrer, die seit 2022 teils tagelang an den lettisch-russischen und
estnisch-russischen Grenzübergängen feststeckten. Pkw- und Wohnmobilreisenden bieten sich - neben der ebenfalls chronisch verstopften weißrussisch-polnischen Grenze bei Brest nun auch
einige andere Alternativen über Lettland oder Litauen und Weißrussland. Denkbare neue Anreisewege nach Russland wären künftig eine Kombination aus Bus oder Billigflug aus dem
deutschsprachigen Raum nach Vilnius oder Kaunas, der Weiterfahrt von dort nach Minsk und dem folgenden Umstieg auf Zug oder Flugzeug Richtung Russland.
Seit Ende 2016 war die kürzeste und schnellste Landverbindungen zwischen Russland und Westeuropa über Weißrussland für Ausländer Tabu, lange vor dem Ukraine-Krieg
und der Covid-Krise. "Schuld daran" waren die russischen Behörden. Nachdem es gut 20 Jahre lang selbstverständlich für alle Reisenden war, etwa über die Strecke Berlin - Warschau - Minsk
nach Moskau zu fahren, wurde dies quasi über Nacht für illegal erklärt. Russland und Weißrussland hatten an ihrer gemeinsamen Grenze alle
Kontrollen bereits in den 1990er Jahren abgeschafft. Plötzlich fiel es in Moskauer Amtsstuben auf, dass Ausländer laut russischer Gesetzgebung nur über offizielle Grenzübergänge in die Russische Föderation einreisen dürfen. Und genau die gab es ja nicht mehr.
Nach einigem Durcheinander wurde Ausländern zumindest wieder die Nutzung des Flugverkehrs zwischen Minsk und bestimmten russischen Flughäfen erlaubt. Der Landweg blieb allen Ausländern
verschlossen, nicht nur Touristen, sondern auch solchen mit Daueraufenthaltsrecht.
Ab sofort kann die Grenze wieder an Bord von Zügen überquert werden sowie an sechs Fernstraßen. Dabei handelt es sich um die M1 bzw. E30 (Minsk-Moskau), die M8 bzw. E95 (Kiew-Witjebsk-Sankt Petersburg), sowie die Trassen zwischen Gomel und Brjansk, Bobrujsk und Moskau, Witjebsk und Smolensk sowie zwischen Nowopolozk und Opotschka.