Russlands wichtigste Fluggesellschaft Aeroflot plant zwischen den beiden größten Städten des Landes Moskau und St. Petersburg ab Juni einen so engen Taktverkehr, wie mancherorts sonst die Straßenbahn unterwegs ist. Tagsüber sollen die Flieger alle 15 Minuten abheben. Über 70 Flüge je Richtung täglich werden zwischen den beiden Moskauer Flughäfen Scheremetjewo oder Wnukowo und dem Petersburg-Pulkowo von Aeroflot und der Tochtergesellschaft "Rossija" zu einem neuen "Shuttle-Tarif" angeboten, meldete die Nachrichtenagentur RBC (Bericht Russisch). Mit einer Reihe von Neuerungen wollen die Airlines Boden im Konkurrenzkampf mit der Eisenbahn gutmachen, deren Flotte von Breitspur-ICEs ("Sapsan") sich trotz oft happiger Preise großer Beliebtheit erfreut.
Um mehr Kunden ins Flugzeug zu locken, erhalten Passagiere des Shuttle-Services zwischen beiden Städten das Recht, kostenlos ihr Ticket auf einen anderen Flug umzubuchen. Dies ist ab zwölf Stunden vor dem gebuchten Abflug möglich für alle Flüge mit freien Sitzplätzen bis zwölf Stunden nach dem eigentlich geplanten Flug. Wer beispielsweise früher als erwartet am Flughafen ankommt, kann einfach versuchen, einen früheren Flug zu nehmen. Sogar für Moskau-Reisende aus Westeuropa kann der neue Tarif von Vorteil sein, denn bei der sanktionsbedingt relativ populären Route über Tallinn und St. Petersburg mit Einreise auf dem Landweg ist im Vorfeld oft nicht abschätzbar, wie viele Stunden die Grenzabfertigung dauern wird.
Für die Fluggäste auf der Strecke Moskau-Petersburg wird zudem die Checkin-Zeit verlängert - bis 30 Minuten vor Abflug ist dies künftig an separaten Schaltern möglich. Auch bei
Sicherheitskontrolle sollen Fluggäste auf dem Weg aus einer in die andere Metropole künftig bevorzugt abgefertigt werden, teilte Aeroflot mit.
Wem das Angebot des Aeroflot- und Rossija-Shuttles nicht ausreicht, kann außerdem auch noch einzelne Flüge der Billiggesellschaft Pobeda oder der Airline UTAir zurückgreifen, die ebenfalls die
Strecke bedienen. Die Ticketpreise für kurzfristig gebuchte Flüge zwischen Moskau und Sankt Petersburg liegen aktuell umgerechnet meist zwischen 40 und 70 Euro (Buchungen über
die offizielle Aeroflot-Seite sind mit westlichen Kreditkarten sanktionsbedingt aktuell nicht möglich). Mit dem "Sapsan" ist es oft doppelt oder dreimal so teuer - hier werden umgerechnet bis zu
150 Euro pro Person fällig. Der Rhein-Wolga-Kanal empfiehlt allerdings, einen der weiterhin zahlreichen Nachtzüge zu nehmen, die kosten weniger als ein Flug und man gelangt im Schlaf an sein
Ziel.