Es ist nicht lange her, da bezog sich die Redewendung „vor dem Krieg“ auf Zeiten, die Jahrzehnte zurücklagen. „Vor dem Krieg“ – das war die
Bullerbü-Kindheit meiner deutschen Mutter auf einem Bauernhof in Ostpreußen, das waren die vergleichsweise unbeschwerten Vorschuljahre meiner russischen Schwiegermutter in einem Försterhaus
irgendwo bei Moskau – bevor die Deutschen kamen. Inzwischen meinen wir ganz andere
Dinge, wenn wir von der Zeit „vor dem Krieg“ sprechen. Nur die Erinnerungen voller Nostalgie an eine untergegangene Ära sind ähnlich.
Ein Beitrag für das Buch "Bedrohter Diskurs" von Helmut Donat und Hermann Theisen