Russland-Reisende können künftig schneller, mit weniger Aufwand und zu wesentlich geringeren Kosten das nötige Einreisevisum erhalten. Vom 1. August an wird Behördenangaben zufolge die bereits vor Jahren angekündigte Ausstellung von E-Visa beginnen. Das Moskauer Außenministerium gab vor einigen Tagen offiziell bekannt, dass Bürger von über 50 Staaten von der Regelung profitieren - darunter fallen auch sämtliche Länder der EU. Das ist insofern bemerkenswert, als die EU-Staaten in den Monaten seit dem russischen Angriff auf die Ukraine Reisen von Russen nach Westeuropa mit immer neuen Hürden so sehr erschwert haben, dass es in vielen Fällen auf ein faktische kollektive Einreiseverbote hinausläuft.
Auch in Russland gab es Debatten darüber, Bürger der EU-Staaten von den geplanten Visa-Erleichterungen auszunehmen. Letztlich hat sich diese Haltung aber offensichtlich nicht
durchgesetzt.
Das neue "einheitliche E-Visum" kann auf einer Webseite des Außenministeriums beantragt werden - unabhängig davon, ob es sich um eine touristische, private oder geschäftliche Reise
handelt. Es gilt frühestens vier Tage nach der Antragstellung für eine einmalige Einreise innerhalb von 60 Tagen nach der Ausstellung und berechtigt zu einem maximal 16-tägigen
Aufenthalt. Außer einem digitalen Passfoto und einem Scan der Datenseite des Reisepasses werden keine weiteren Dokumente benötigt. Die Notwendigkeit sich offizielle Einladungsschreiben zu
beschaffen, entfällt damit. Ebenso muss der Reisepass nicht mehr im Original bei einem russischen Visa-Zentrum oder einem der Generalkonsulate eingereicht werden.
Mit dem E-Visum dürfen vorerst noch nicht alle russischen Grenzübergänge benutzt werden. Gestattet ist die Einreise lediglich an Orten, die in einer von der Regierung genehmigten Liste aufgeführt sind. Darauf befinden sich
alle internationalen Flughäfen Weniger groß ist die Auswahl für alle Reisenden, die auf dem Landweg kommen wollen - Das E-Visum kann für Fahrten in die Exklave Kaliningrad genutzt werden, bei der
Anreise über Finnland, die baltischen Staaten oder Georgien (Werni Lars) sowie an einigen Grenzübergängen zur Volksrepublik China und zur Mongolei. Es fehlen bislang u.a. die Straßenübergänge zu
Aserbaidschan und Norwegen sowie Kasachstan. Die Liste soll erweitert werden, sobald weitere Kontrollpunkte technisch aufgerüstet sind.
Nach drei von den russischen Behörden als Erfolg gewerteten, regional begrenzten Pilotprojekten für das Gebiet Kaliningrad, die Stadt St. Petersburg mit Leningrader Verwaltungsgebiet und die
russische Pazifikregion sollte die Ausgabe der landesweit gültigen E-Visa eigentlich 2021 starten.
Die Coronavirus-Pandemie und die politischen Erschütterungen nach Eskalation des Ukraine-Krieges verhinderten dies zunächst.
Welche Überraschungen eine Antragstellung über das neue E-Visa-Portal noch mit sich bringt, werden die kommenden Wochen zeigen. Vorerst (24.7.2023) funktioniert die Seite noch gar
nicht. Spannend dürfte auch werden, wie Reisende dem russischen Außenministerium die Visagebühren überweisen können - angesichts der Masse an Finanzsanktionen ist nicht ausgemacht,
dass das reibungslos funktioniert. Die Gebühr für das E-Visum solle maximal 52 Euro betragen, erklärte der Leiter der Konsularabteilung des Moskauer Außenministeriums, Alexej Klimow
(Meldung Interfax, Russisch). Für Kinder
gilt ein Gebührensatz von zwei Euro. Das wäre eine spürbare Entlastung für westeuropäische Reisende.