Nach wie vor kaum Löcher im "Eisernen Pandemie-Vorhang"

Die Coronavirus-Pandemie hat Russland weiter fest im Griff. Mitte Oktober gab es bereits mehr offiziell bestätigte, tägliche Neuinfektionen als auf dem Höhepunkt der "ersten Welle" im Frühjahr.

Die Reisemöglichkeiten zwischen Ost und West sind extrem eingeschränkt, Visa für EU-Bürger werden weiter nur in absoluten Ausnahmefällen ausgestellt, grundsätzlich gelten in Russland und der EU Einreiseverbote für Bürger der jeweils anderen Seite. Da dennoch immer wieder danach gefragt wird, stellen wir hier einmal die Varianten zusammen, nach Russland und wieder zurück in den Westen zu gelangen. Ihr werdet schnell sehen:  Es gibt nur wenige. An eine schnelle Normalisierung glauben inzwischen wohl nur noch ganz hartgesottene Optimisten.

Seit August hat Russland den regulären Flugverkehr mit einigen ausgewählten Ländern wieder aufgenommen. Aktuell gibt es Linienflüge unter anderem in die Türkei, nach Großbritannien, in die Schweiz sowie in einige ehemalige Sowjetrepubliken: Weißrussland (Belarus), Kasachstan und Kirgisien. Der Flugverkehr nach Serbien und Kuba soll Mitte Oktober wieder aufgenommen werden (Meldung Russisch). Ab 1. November wird es wieder Flüge zwischen Moskau und Wladiwostok sowie Tokio geben. Ziele in der EU sind aktuell noch immer nicht direkt von Russland aus erreichbar.

Aber einige Menschen reisen trotzdem noch zwischen Ost und West. Verhältnismäßig einfach haben es Personen mit russischem Pass. Ihnen wird die Ein- und Wiederausreise nicht mehr verwehrt. In den vergangenen Wochen kursierten verschiedene Berichte, wie man Russland vom Westen aus erreichen könne - häufig genannt wurde die Variante, sich auf dem Landweg über Polen bis zur Grenze der Ostsee-Exklave Kaliningrad durchzuschlagen und von dort aus mit dem Flugzeug weiterzureisen. Auch der Zugverkehr von der Ostseeküste nach Moskau und St. Petersburg wurde bereits im Sommer wieder aufgenommen (Meldung der Russischen Eisenbahn).

Am "einfachsten" erscheint für stolze Besitzer eines russischen Passes aktuell aber die Anreise über London. 
Dorthin gibt es trotz Corona-Pandemie weiterhin Linienflüge aus zahlreichen europäischen Flughäfen. In London können Fluggäste dann in eine Aeroflot-Maschine Richtung Moskau umsteigen. Russische Staatsbürger, die den Transitbereich des Londoner Flughafens nicht verlassen, benötigen kein spezielles britisches Visum. Achtung: Anfangs war es Russen mit Wohnsitz im Ausland erlaubt, nur einmal nach Russland ein- und wieder auszureisen. Diese Begrenzung wurde inzwischen etwas gelockert, etwa für Personen, die sich dringend um nahe Angehörige kümmern müssen.

Auch Schweizer und Ausländer mit ständigem Wohnsitz in der Schweiz können wieder von Genf und Zürich nach Russland gelangen, denn für sie gilt das von Russland verhängte pauschale Einreiseverbot nicht mehr. Die Konsularabteilung der russischen Botschaft in der Schweiz hat auf ihrer Webseite (Deutsch) inzwischen detaillierte Informationen zur Arbeit der Visastelle und zum Einreiseprozedere veröffentlicht. Dort heißt es auch, dass die Einreise von Schweizern ausschließlich mit den direkten Linienflügen zwischen der Schweiz und Russland stattfinden dürfe. Beim Transit über andere Staaten könne es zu Zurückweisungen an der Grenze kommen.

Ausländer mit russischem Ehepartner dürfen ebenfalls prinzipiell wieder nach Russland einreisen - wenn sie denn einen Weg über die Grenze finden und noch ein gültiges Visum besitzen. Einem Leser des Rhein-Wolga-Kanals ist dies gelungen, allerdings nach einer echten Odyssee durch Osteuropa, über die er uns berichtete. Der Plan sei gewesen, mit dem eigenen Auto über Lettland nach Russland einzureisen. Die lettischen Grenzer hätten allerdings nur die Ehefrau zu Fuß passieren lassen, ihm, dem deutschen Mann, hingegen die Ausreise aus der EU verweigert. Der zweite Versuch allein im Auto über Weißrussland nach Russland zu gelangen sei dann an russischen Grenzern im Gebiet Smolensk gescheitert, da die Einreise dort unabhängig von Corona für Staatsangehörige von Drittstaaten noch verboten ist.  Beim dritten Anlauf über den Grenzübergang "Drei Schwestern" am russisch-weißrussisch-ukrainischen Drei-Länder-Eck funktionierte es dann.

Die aktuell geltenden Regeln sehen vor, dass jeder Mensch, der nach Russland einreist, entweder einen aktuellen negativen Corona-Test vorweisen oder diesen Test innerhalb von drei Tagen nachholen muss. Einen guten Überblick über die Situation der Reisebeschränkungen (in Russisch) bietet das Reiseportal "Visasam.ru".


Passend zum Thema in unserem Russland-Blog:

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