Der von der Coronavirus-Pandemie verursachte Eiserne Vorhang zwischen Russland und dem Rest der Welt bekommt erste winzige Löcher. Seit Anfang August sind wieder Linienflüge zwischen Moskau, St. Petersburg und Rostow am Don sowie einigen ausgewählten Zielen im Ausland zugelassen. Nicht nur Russen dürfen wieder in bestimmte ausländische Staaten fliegen, auch das grundsätzliche Einreiseverbot nach Russland wurde für Bürger einiger Länder aufgehoben. Die Liste war Anfang August zunächst noch ziemlich kurz und wirkt auf Nichteingeweihte etwas erratisch: Sie umfasste nämlich nur die Türkei, Großbritannien, Tansania und - die Schweiz. Ein entsprechender Erlass ist bereits in Kraft und auf dem Regierungsserver nachzulesen (Russisch).
Istanbul und London sind die wichtigsten Ziele, die wieder tägliche reguläre Verbindungen nach Russland bekommen. Die Türkei hat ihre Grenzen bereits wieder für russische Urlauber geöffnet -
trotz der nur langsam rückläufigen Zahl der Neuinfektionen in vielen russischen Regionen. Ab Mitte August soll es auch wieder einen wöchentlichen Linienflug mit Aeroflot zwischen
Genf und Moskau geben, meldete der Fernsehsender NTW (Russisch). Auf
der Webseite lässt sich der inzwischen sogar buchen - und das zu Preisen, die angesichts der dramatischen Umstände gar nicht so überzogen wirken der Airline. Für eine Reise von Genf nach Moskau
am 15. August und die Rückkehr eine Woche später würden demnach im billigsten Tarif "nur" rund 360 Euro fällig werden.
Bereits im Juli hatte die russische Regierung die Quarantäne-Bestimmungen für Einreisende aus dem Ausland
gelockert. Statt zweiwöchiger Isolation kann den Behörden nun auch ein aktueller (selbstverständlich negativer) Corona-Test vorgelegt werden. Neu ist auch, dass von der Visumpflicht befreite
Ausländer mit Diplomaten- oder Dienstpässen wieder für kurze dienstliche Besuche nach Russland kommen (wenn sie denn ein Flugzeug finden, dass sie mitnimmt).
Für Touristen ohne dringenden Reisegrund eignet sich Russland aber bis auf weiteres definitiv noch nicht wieder als Reiseziel, selbst, wenn sie Türken oder Schweizer sind und keine
Angst vor Covid-19 haben: Denn auch bei den jetzt wieder genehmigten Flügen wie der Verbindung Moskau-Istanbul kommt es Presseberichten zufolge häufig zu kurzfristigen Ausfällen. Wann die Ausstellung von Visa durch die russischen Vertretungen in der
Schweiz wieder beginnt, ist ebenso noch unklar. Die Webseite der Botschaft war zunächst erst einmal abgestürzt.
Die Landgrenzen Russlands bleiben ohnehin für regulären Reiseverkehr geschlossen - mit zwei kleinen Ausnahmen: So ist der Grenzübergang zwischen der
Schwarzmeer-Ferienhochburg Sotschi und der von Georgien abgespaltenen Teilrepublik Abchasien seit Anfang August wieder geöffnet.
Erste russische Urlauber sind bereits auf dem Weg in den international nicht anerkannten Mini-Staat. Außerdem normalisiert sich der Zugverkehr aus dem russischen Mutterland in die
Ostsee-Exklave Kaliningrad. An Bord der Züge, die im Transit ohne regulären Zwischenhalt durch Weißrussland und den EU-Staat Litauen verkehren, dürfen aber nur russische Staatsbürger reisen.