Russland prüft Wiederaufnahme des Flugverkehrs

Flugzeuge der Aeroflot in Moskau-Scheremetjewo

(Aktualisiert am 13.7.20) Bereits seit März finden aufgrund der Corona-Pandemie keine regulären Linienflüge nach Russland mehr statt. Nach monatelangem Stillstand denken die Behörden nun zumindest über eine Wiederaufnahme der Linienflüge nach. Vize-Ministerpräsidentin Tatjana Golikowa will ab sofort mit anderen Staaten über die Konditionen verhandeln (Meldung auf Russisch). Auch die strengen Quarantäne-Bestimmungen bei der Einreise werden ab dem 15. Juli gelockert. Reisende müssten am Flughafen dann einen höchstens drei Tage alten negativen Corona-Test auf Russisch oder Englisch vorlegen - oder eine Bescheinigung, dass sie eine Infektion bereits überstanden haben. Die zweiwöchige Pflicht-Quarantäne entfällt dann.

Eine Rückkehr zum normalen Reiseverkehr zwischen Russland und Rest-Europa liegt allerdings noch weit in Ferne. Kurz zum aktuellen Sachstand: Derzeit finden zwischen Westeuropa und Russland keine regulären Flüge statt, Maschinen der staatlichen Aeroflot starten gelegentlich ins Ausland, um gestrandete Russen, Diplomaten oder andere Personen mit äußerst wichtigem Reisegrund abzuholen. Regulär können Tickets für diese Flüge nicht erworben werden, es gibt ein äußerst bürokratisches Vergabeverfahren. Nach der Ankunft müsse alle Neuankömmlinge für zwei Wochen in Quarantäne. Russische Visa werden nur in absoluten Ausnahmefällen erteilt. Russische Staatsbürger dürfen ohne wichtigen Grund auch ihr eigenes Land nicht mehr verlassen.

 
Nun könnten aber zumindest erste Schritte zu einer Öffnung des Landes erfolgen. Russland ist grundsätzlich bereit, wieder reguläre Flüge in andere Länder zuzulassen, die dazu bereit sind und in denen die Ausbreitung der Pandemie halbwegs unter Kontrolle ist. In einem ersten Schritt könnten reguläre Flüge zunächst in 13 Staaten erlaubt werden, meldete das Staatsfernsehen (Russisch). Auf einer von der russischen Aufsichtsbehörde "Rospotrebnadsor" zusammengestellte Liste befinden sich unter anderem Deutschland, die Niederlande, Polen, Dänemark, Finnland, Italien und China - aber weder Österreich, noch die Schweiz. Zwischen Russland und einigen ehemaligen Sowjetrepubliken könnten unabhängig davon die Grenzen ab dem 1. August wieder geöffnet werden, vermuten russische Medien. In erster Linie geht es dabei um Weißrussland, Kasachstan, Armenien und die mittelasiatischen GUS-Staaten. Möglicherweise könnten ab Anfang August auch die ersten internationalen Linienflüge wieder stattfinden.

Als Kriterien dafür, welche Staaten angeflogen werden dürfen, gelten die Infektionszahlen pro 100.000 Einwohner, der mittlere Zuwachs an Neufällen innerhalb der vergangenen 14 Tage und der - auch aus den Debatten in Deutschland hinlänglich bekannte R-Wert, der angibt, wie viele Menschen ein Infizierter im Durchschnitt ansteckt. In den meisten Ländern der Welt dürften diese Zahlen momentan besser aussehen, als in Russland selbst. Denn das größte Land der Welt vermeldet noch immer über 6.500 neue Infektionen täglich - nur in den USA sowie in Brasilien, Indien und Südafrika sind es aktuell noch mehr. Daher ist mehr als zweifelhaft, dass die Wunschziele der russischen Behörden ebenfalls ihre Grenzen bald für russische Bürger weit öffnen. 

Auch russische Tourismusexperten sind vorerst skeptisch. "Sich vorbereiten" bedeute noch lange keine Wiederzulassung des internationalen Flugverkehrs, warnt einer von ihnen in der Internetzeitung "Gazeta.ru". Und ein anderer beziffert die Wahrscheinlichkeit, dass noch in diesem Sommer wieder reguläre Flüge zwischen Russland und wenigstens einigen ausländischen Staaten stattfinden, auf nicht mehr als 30 Prozent.

 

Wann die russischen Visastellen wieder reguläre Anträge von Deutschen, Österreichern und Schweizern bearbeiten, ist ebenfalls noch unklar. Bei einer Normalisierung des Reiseverkehrs könnten wohl zunächst Besitzer von Arbeits- und Langzeitvisa wieder nach Russland reisen.


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