Behörden wollen Petersburger Dach-Spaziergänge stoppen

Einzigartige Erlebnisse und Aussichten auf das historische Sankt Petersburg versprechen die vielen Veranstalter der enorm populären Dach-Wanderungen. Nun müssen sich Besucher der Stadt womöglich beeilen, wenn sie diese - oft nicht ganz legale - Petersburger Attraktion noch erleben wollen. Denn die Behörden der Stadt wollen dafür sorgen, dass Touristen künftig nicht mehr über die Altbau-Dächer spazieren. Das sei viel zu gefährlich, außerdem könnten die Dächer Schaden nehmen - mit unangenehmen Folgen für die Bewohner der darunter gelegenen Wohnungen. Gouverneur Alexander Beglow sprach kürzlich sogar davon, die Ausflügler auf den Petersburger Häuserdächern seien eines "der größten Probleme der Stadt".

Bis Ende des Jahres werde die Staatsmacht für "Ordnung sorgen", versprach er.

Das Online-Magazin Fontanka hat ausgerechnet (Bericht auf Russisch), dass rund 100 Gebäude im Petersburger Stadtzentrum Ziel von Dach-Spaziergängen sind. Kein Besucher der Stadt kann den Angeboten von Reisebüros und individuell tätigen Dachführern entgehen. In den Jahren nach der Wende hatten zunächst einheimische Jugendliche den Charme der Petersburger Dächer für sich entdeckt.Sogenannte "Roofer" verschafften sich Zugang zu den Dachböden im Zentrum. Etwa vor zehn Jahren begann die kommerzielle Nutzung der Häuserdächer - oft gegen den Willen der Anwohner und der Hausverwaltungen.

 

Meist kosten rund einstündige Exkursionen über eines der unzähligen historischen Dächer umgerechnet zwischen 10 und 15 Euro pro Erwachsenem. Wie ein Petersburger Dachspaziergang abläuft, hat der Blog "Russland erleben" kürzlich sehr anschaulich beschrieben. Kinder unter 12 Jahren dürfen in der Regel nicht mit auf die Touren genommen werden. Dafür sind auch Spezial-Arrangements wie etwa ein romantisches Rendevouz auf einem Petersburger Dach im Abendrot machbar.

 

Dennoch sind die Dachbesuche nicht ungefährlich. Jeden Winter gebe es tödliche Unglücke, wenn städtische Mitarbeiter nach starken Schneefällen den Schnee von den Dächern schieben oder versuchen, gefährliche Eiszapfen zu beseitigen, warnen die Behörden. Darüber, ob auch bereits Touristen  verunglückten, gibt es widersprüchliche Infos.

 

Die Petersburger Stadtverwaltung will nun zunächst allen Besuchen auf "gefährlichen" Dächern einen Riegel vorschieben, also beispielsweise solchen mit starkem Gefälle. An den Zugängen sollen Alarmanlagen und Überwachungskameras installiert werden. Parallel dazu könnte die Zahl legaler Aussichtspunkte erhöht werden. So gibt es in der Innenstadt eine Reihe erhaltener Luftabwehr-Stellungen auf Häuserdächern, die touristisch erschlossen werden könnten. 

 

Einige Anbieter weisen inzwischen ausdrücklich darauf hin, dass es sich bei ihren Angeboten um 100-prozentig legale Touren handele oder sie verteilen sogar Schutzhelme an die Teilnehmer ihrer Ausflüge. Die Firma "Panoramic Roof" beispielsweise wirbt damit, alle Dachexkursionen seien mit den Aufsichtsbehörden abgestimmt und würden von erfahrenen Guides mit Bergsteiger-Ausbildung begleitet. Aufstiege zum Dach seien fachmännisch gesichert und die Dachkonstruktionen von Statikern geprüft worden.


Passend zum Thema in unserem Russland-Blog:

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