Die Eisenbahnunternehmen von Russland und Estland wollen den weitgehend eingestellten Personenverkehr zwischen beiden Staaten wiederbeleben. Aktuell verhandeln die Konzerne über den Start einer Schnellzugverbindung zwischen St. Petersburg und der estnischen Hauptstadt Tallinn. Einen unterschriebenen Vertrag gibt es bislang leider noch nicht. Aber trotz der schlechten Beziehungen zwischen beiden Ländern kam jetzt sogar Estlands Wirtschaftsminister Taavi Aas zum Internationalen Petersburger Wirtschaftsforum - auch um über den Schnellzug zu reden. Russische Medien berichteten, die Reisezeit zwischen den beiden Städten könnte auf 4,5 Stunden reduziert werden. Die geplante Verbindung wäre auch für Touristen von Interesse, denn Start- und Zielpunkt der Züge zählen zweifellos zu den schönsten Städten in Europa.
Vorbild für einen St.-Petersburg-Tallinn-Express wären die "Allegro"-Züge, die zwischen Sankt Petersburg und Helsinki verkehren.
Sie verkürzen die Reisezeit auf der 400 Kilometer langen Strecke seit 2010 um fast die Hälfte. Das gelingt unter anderem dadurch, dass die finnischen und russischen Zoll- und Passkontrollen im fahrenden Zug stattfinden. Eine solche Regelung streben die Eisenbahnunternehmen nun auch für die Route nach Tallinn an. Trotz der verhältnismäßig hohen Ticketpreise gilt der "Allegro" als Erfolgsprojekt.
Die Eisenbahnverbindungen zwischen Russland und Estland beschränken sich momentan auf ein einziges tägliches Zugpaar, das zwischen Moskau und Tallinn verkehrt - mit einem Zwischenhalt am frühen Morgen bzw. in Gegenrichtung am späten Abend in St. Petersburg. Die Fahrtzeit in die estnische Hauptstadt
beträgt 7,5 Stunden ab St. Petersburg. Auch die rund 15 täglichen Linienbusse sind wegen der umständlichen Grenzformalitäten nicht deutlich schneller.
Sollte es zur Einführung des Schnellzugverkehrs kommen, könnte der Nachtzug aus Moskau künftig über eine neue Route via Pskow geleitet werden, meldete das estnische "Raadio 4". Dann gäbe es erstmals seit Jahrzehnten wieder eine
Direktverbindung zwischen Moskau und der estnischen Universitätsstadt Tartu. Auf dieser Route findet seit über 20 Jahren kein grenzüberschreitender Personenverkehr zwischen Russland und
Estland mehr statt. Die Esten wünschen sich dem Bericht zufolge auch eine Verlängerung der Vorort-Expresszüge auf der Strecke Petersburg-Pskow bis zum estnischen Grenzbahnhof Koidula.