Tundra, Gletscher, Wüsten - Zwei neue Nationalparks in Russland

Die russische Regierung hat die Gründung der zwei neuen Nationalparks "Kodar" und "Chibiny" (Chibinen) beschlossen. Es handelt sich dabei um Berglandschaften in der Region Transbaikalien im östlichen Sibirien und im nordrussischen Verwaltungsgebiet Murmansk auf der Kola-Halbinsel. Die beiden Nationalparks haben ein stattliches Territorium: Im nordrussischen Chibinen-Gebirge wurden 84.000 Hektar in zwei Teilgebieten unter Schutz gestellt - die Fläche beträgt somit das Dreieinhalbfache des Nationalparks Bayerischer Wald. In Ostsibirien gibt es aber noch ganz andere Größenordnungen: Der Nationalpark im Kodar-Gebirge umfasst spektakuläre 490.000 Hektar und ist damit doppelt so groß wie das gesamte Saarland.

Die unter Schutz gestellten und im Westen bislang vermutlich weitgehend unbekannten Landschaften sind Heimat etlicher seltener Tier- und Pflanzenarten und atemberaubend schön.

Bei abenteuerlustigen russischen Aktivurlaubern sind beide Regionen im übrigen keine weißen Flecken mehr: Die bis zu 1.200 Meter hohen, nördlich des Polarkreises zwischen zwei großen Seen gelegenen Berge mit so lustigen Namen wie Judytschwumtschorr und Tschassnatschorr ziehen seit Jahrzehnten in den Sommermonaten Wanderer in die Tundra. Über die Eisenbahnlinie nach Murmansk und die Bergarbeiterstädte Apatity und Kirowsk ist die Region vergleichsweise einfach von Moskau oder Sankt Petersburg aus zu erreichen. Um die Grenzen des Nationalparks hatten Umweltschützer und Bergbau-Konzerne zuvor jahrelang gerungen.

Auch die Kodar-Berge mit ihren bis zu 3.000 Meter hohen Gipfeln und rund 30 Gletschern, die erst im 19. Jahrhundert von Geografen detailliert erforscht worden waren, sind über die berühmte Baikal-Amur-Magistrale (BAM) an das russische Eisenbahnnetz angeschlossen. Vom Haltepunkt Nowaja Tschara lässt aus sich eine der interessantesten Attraktionen der Region erkunden - eine kilometerlange Sandwüste ("Tscharskije Peski") am Fuße der Berge inmitten der endlosen sibirischen Taiga.

Mit dem jüngsten Regierungsbeschluss steigt die Zahl der Nationalparks landesweit auf 54. Außerdem gibt es in Russland 105 noch strenger geschützte Naturreservate (Sapowednik), die von Menschen meist nur mit Sondererlaubnis betreten werden dürfen. In den Nationalparks ist hingegen auch Ökotourismus möglich - sofern man die entlegenen Schutzgebiete denn überhaupt erreichen kann, was in Russland keineswegs selbstverständlich ist. Dies dürfte beispielsweise bei den Neusibirischen Inseln der Fall sein, die die Moskauer Führung ebenfalls demnächst zum Nationalpark erklären will.

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