Kaum ein Thema wird zurzeit in Moskau hitziger diskutiert, als der geplante massenhafte
Abriss alter Plattenbauten. Über zwei Jahre lang habe ich selbst in einem der berühmt-berüchtigten "Chruschtschowkas" gewohnt. Das Unbehagen der Leute gegen die Umsiedlungspläne kann
ich verstehen, aber diese Häuser waren auch schon vor 20 Jahren eigentlich niemandem mehr zuzumuten...
Moskau (Dezember 1995). Nein, schön war sie nicht, die Wohnung, die mir Juri Sergejewitsch eines Nachmittags zeigte. Ein Zimmer, das
lange nicht mehr renoviert worden war, Möbel, die in Deutschland schon lange auf dem Sperrmüll gelandet wären und noch dazu war bei mehr als zwanzig Grad Frost die Heizung gerade
ausgefallen. Trotzdem wollte ich sofort einen Mietvertrag unterschreiben. Im Vergleich zum Studentenwohnheim der Patrice-Lumumba-Universität erschien die 30-Quadratmeter-Bleibe wie ein
kleines Paradies. Die 250 Dollar Monatsmiete — wie ein Geschenk.