Die russische Exklave Kaliningrad wird in Kürze von Mitteleuropa wieder etwas besser mit dem Flugzeug zu erreichen sein. Russischen Medienberichten zufolge will die staatliche polnische Fluggesellschaft Polskie Linie Lotnicze LOT von Anfang Juni an wieder Linienflüge zwischen Warschau und dem früheren Königsberg anbieten. Geplant sind einem Bericht des Portals travel.ru zufolge sechs Flüge pro Woche. Die Turboprop-Maschinen vom Typ Bombardier Q400 sollen täglich außer samstags verkehren. Zurzeit gibt es keine einzige Direktverbindung zwischen Mitteleuropa und dem Internationalen Flughafen von Kaliningrad Chrabrowo (Powunden). Flugreisenden bleibt nur eine Umsteigeverbindung über Moskau oder St. Petersburg.
Da auch die direkte Schlafwagenverbindung aus Berlin schon vor Jahren dem Kahlschlag bei den grenzüberschreitenden Nachtzügen zum Opfer fiel, ist eine Reise in Russlands Vorposten an der Ostsee trotz der eigentlich überschaubaren Entfernung zurzeit eine echte organisatorische Herausforderung.
Dabei war Kaliningrad noch vor knapp zehn Jahren vorübergehend auf dem besten Weg zu einem wichtigen Drehkreuz für Reisende zwischen West- und Osteuropa. Die regionale Fluggesellschaft "KD Avia" bediente mit einer modernen Flotte etliche Ziele in der EU und den ehemaligen Sowjetrepubliken. Auch westliche Gesellschaften nahmen Kaliningrad in ihr Streckennetz auf. LOT flog von 2002 bis 2008 sowie von 2010 bis 2012 zwischen Warschau und dem russischen Nord-Ostpreußen.
Mit der Pleite von "KD Avia" im Jahr 2009 versank der zwischenzeitlich geschäftige Airport nördlich von Kaliningrad wieder in seinem Dornröschenschlaf - zumindest, was den
grenzüberschreitenden Verkehr anbelangt. Anfang 2016 hatte sich auch Air Berlin zurückgezogen und die Verbindung nach Berlin-Tegel eingestellt. Da es beim Eisenbahntransit zwischen der
Exklave und dem russischen Mutterland durch Litauen ebenfalls zunehmend Probleme gab, nahm der Inlandsverkehr in den vergangenen Jahren aber wieder deutlich zu. (kp)